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    Ensemble nu:n -
    "Salutare"

    Jazzimprovisationen und liturgische Gesänge des Mittelalters. Wie soll denn das zusammenpassen? Alle, die sich darunter so etwas wie Dixiland im Nonnengewand vorstellen, müssen enttäuscht werden. Hier passiert etwas ganz Erstaunliches: Ich nehme mir als braver Rezensent vor, die CD besonders bewusst zu hören. Bei den ersten paar Titeln gelingt das noch, dann lässt die Konzentration nach. Ich betrete einen Zustand zwischen Tag und Traum, meine Gedanken und Bilder fliessen in losen Zusammenhängen dahin. Plötzlich bin ich wieder da und die CD ist zu Ende. Für mich zeigt sich bei dieser CD wieder einmal, dass Improvisation und Jazz durchaus spirituelle Musik ist.

    Hier wird nicht ein grovy funky easy style mit einem bischen Mittelalter gewürzt, oder umgekehrt (weil es gerade irgendwie in ist). Nix für Biergarten, verkaufsfördernde Shoppinghintergrundberieselung oder Historienmarkt. Diese Musik ist zum zuhören, eintauchen, sich davon tragen lassen und erfrischt wieder auftauchen. Meditation.

    Improvisation, das sind Augenblicke der vollkommenen Stille im Chaos, Gnade plötzlicher Freiheit und sekundenhafte Glückseeligkeit. Wenn alles sich wie von selbst fügt und der Instrumentalist aufhört selbst Musik zu machen. Jeder Ton ein Geschenk, jeder Ton wesentlich, kein Geschwätz mehr. Jeder wahre Jazzer und jeder echte Zuhörer wird wissen was ich meine. Jazz ist alles.

     

    Jazz sind Walgesänge. Jazz ist Gregorianik. Jazz ist Bach. Jazz ist das Leben selbst. Amen! Jazz ist wie Hinduismus, in dem jede andere Religion schon enthalten ist und ihren Platz hat. Aber das führt jetzt wirklich zu weit. Das verstehen jetzt wieder nur die Jazzer.

    Ich fühle mich an die Musik von Jan Gabarek erinnert. Falk Zander baut mit Gitarre und Elektronik Klangteppiche, auf denen das Saxophon (Gert Anklam) schwebt. Die liturgischen Gesänge kommen aus ganz unterschiedlichen mittelalterlichen Zeiten und Gegenden, z.B. Gregorianischer Choral, Hildegard von Bingen oder Codex Engelberg . um nur einige zu nennen. Sie werden wunderbar von Rebecca Bain und Katherine Hill vorgetragen. Die Musik ist zeitlos und kommt ohne Klischees aus. Das eigenartige Paradoxon ist die geistliche Strenge und das durch sie offenbarte Zuhörerlebniss schwebender Freiheit. (Hörporbe)

    Ich höre ein faires Nebeneinander und Miteinander der geistlichen Lieder und modernen Saxophone und Gitarren-improvisationen. Ein Durchdringen beider Seiten - eine Umarmung von Geschwistern über Jahrhunderte hinweg. Wie ähnlich sie sich doch in diesem Tanz werden oder es schon immer waren und immer sein werden. Das begreifen aber nur die, die sich beim Zuhören von ihren Klischees schablonenhafter Hörerwartung lösen können. Gute Zuhörer eben, die die kostbare Kunst beherrschen, sich hingeben zu können, um mitgenommen zu werden.

    Ich empfehle diese CD für ruhige Stunden der Entspannung, zum Träumen und zum Nachdenken (Tom John Wolff)



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