"Saget mir jeman: Waz ist Minne?" - Kompilation verschiedener
Künstler zu Walther von der Vogelweide.
Die vorliegende CD verschiedener Künstler beschäftigt
sich, wie der Titel schon sagt, mit den Werken Walthers und soll
einen Überblick über sein Schaffen aus musikalischer Sicht
geben. Zusammengetragen wurden die Stücke durch Dr. Lothar
Jahn, einem Musikwissen-schaftler, der sich selbst auch auf der
CD verewigt hat. So weit zum rein faktischen Teil dieser Rezension...
Wenn man einen ersten Blick auf das Cover der CD wirft, ist man
überrascht, wie viele verschiedene Titel Walthers darauf sind.
Beim nähreren Hinsehen entpuppen sich einige davon dann allerdings
als selbstvertonte oder eigenkomponierte Stücke, bei denen
nur der originale oder in manchen Fällen auch der eingedeutschte
Text verwendet wurde. Und hier liegt auch das große Problem
dieser bunten Sammlung - die meisten der selbstvertonten Lieder
sind ohne die Verwendung mittelalterlicher Stilistik arrangiert
- teilweise sehr modern unter Verwendung von Akkordbegleitung und
selbst eine E-Gitarre darf da nicht fehlen.
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Wenn im Cover von einer "Laute"
die Rede ist, dann handelt es sich bei den erklingenden Instrumenten
aber zum Teil um die so genannten "Wandervogellauten"
- eher verwand und gestimmt wie eine normale Gitarre. Es gibt aber
auch einige Ausnahmen, die wir gern hervorheben möchten. Da
sind zum einen die Ioculatores mit authentischer
Besetzung: Laute (echt!), Fiedel und Gesang. Auch die Stücke
von Knud Seckel sind relativ sanft und mit viel
Sorgfalt in die heutige Zeit gebracht.
Das Gros der anderen Stücke kann aber nicht überzeugen,
neben der oben genannten unklaren Stilistik kommen hier vor allem
gesangliche Schwächen einiger Künstler ans Tageslicht.
Da kann es schon mal passieren, dass man bei dem ein oder andern
Titel ganz schnell die Lust am Zuhören verliert.
Fazit: Die hier vorgelegte Kompilation mit Liedern
Walthers ist ein Novum und auch ein Experiment, das leider aus meiner
Sicht nicht geglückt ist. Wer sich neu vertonten Minnesang
in möglichst historischer Form anhören will, der greift
lieber zur CD "Nu wol ûf, ritter, ez ist tac!" von
den Freiburger Spielleyt. Und wer es eher im folkigen Gewand mag
- Ougenweide hat wohl jeder von uns noch irgendwo im Schrank...
(rs)
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