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    Ensemble Leones
    "Colours in the Dark - The Instrumental Music of Alexander Agricola"


    Es gibt sie – wenngleich nicht sehr oft – diese CDs, die man einlegt und nach den ersten paar Takten, die erklingen, der Meinung ist: "Ja, das gehört sich so."

    "Colours in the Dark - The Instrumental Music of Alexander Agricola" ist eine solche. Das Ensemble Leones hat unter der Leitung von Marc Lewon eine Einspielung vollbracht, die sich irgendwie "vertraut" anhört. Die Stücke kommen mit einer unprätentiösen Leichtigkeit daher, mit einer so selbstverständlichen Lässigkeit und vor allem so äußerst fein und ausgesucht instrumentiert, dass man schnell darüber hinweghören kann, dass es sich bei der Musik Agricolas um teilweise sehr anspruchsvolles und manieriertes Material handelt. Leones hat bei dieser Aufnahme – ähnlich wie schon bei der Josquin-CD – die Stücke jeweils zu kleinen "Suiten" arrangiert. Vorangestellt ist meist die originale Chanson, gefolgt von den instrumentalen Arrangements Agricolas.

    Besonders "ohrenfällig" ist die bereits erwähnte ausgesuchte Instrumentierung. Neben den erwartbaren Fideln, Gamben und Lauten ist z.B. auch ein Zink zu hören, welcher nicht allzu häufig in modernen Aufnahmen zu finden ist. Der wunderbar weiche und doch markante, charakteristische Klang kommt im Titel 10, "Si congié prens", einem Solostück, herrlich zur Geltung! Für mich unter anderem eines der schönsten Stücke dieser Einspielung. Es gibt aber noch weitere überraschende Klangperlen: eine der vermutlich ersten Rekonstruktionen einer Cetra aus dem Italien des 15. Jahrhunderts – eines der wenigen Metallsaiteninstrumente dieser Zeit.

     

    Wahrscheinlich als Begleitinstrument für einstimmigen Gesang eingesetzt, erfährt es auf dieser CD sein Debüt in der Begleitung des Sängers für das Lied "T’andernaken". Die größte Freude bereitet mir aber der mutige und konsequente Einsatz einer Schnarrharfe. "Endlich, endlich!", möchte man ausrufen! Endlich hat mal jemand den Mut den vermutlich typischsten Sound des 15. Jahrhunderts auch tatsächlich zu Gehör zu bringen – und es ist tatsächlich äußerst gelungen. Man mag es kaum glauben – aber das Konzept geht voll auf – wenn ich bisher am Schnarrsound gezweifelt hätte – wäre ich jetzt vom Gegenteil überzeugt! Danke, liebe Leones – für ein neu aufgeschlagenes Kapitel in der historischen Instrumentierung alter Musik! Gezögert habe ich bisher mit der Erwähnung einiger Stücke neuer Musik auf der CD. Fabrice Fitch – bedeutender Kenner der Musik Agricolas und Komponist neuer Musik hat 3 Titel zu der CD beigesteuert. Leider sind dem Booklet an dieser Stelle zu wenig Informationen zu entnehmen, warum dies erfolgte. Mir als Hörer stoßen diese gegen Schluss der CD eingestreuten Stücke leider etwas sauer auf – denn mich reißt der Klang aus dem Fluss der Musik abrupt heraus und lässt mich etwas ratlos kopfschüttelnd stehen. Man möge mich nicht falsch verstehen: die 3 Titel sind tatsächlich äußerst spannend und interessant und ich bezweifle nicht den konzeptuellen Zusammenhang mit der Musik Agricolas – nur erschließt sich der nicht ohne weiteres. Vielleicht wäre es besser gewesen, diese doch als eigene Suite ans Ende der CD zu stellen? Als Ausblick? Als Bearbeitung der Bearbeitungen? (mu)
    Zu guter Letzt noch einige Anspieltipps: De tous biens plaine (3); Tandernaken (8); Si congié prens (10); Pater meus agricola est (17)





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